Krisen


Krisen der Vergangenheit (und was wir von Ihnen lernen können)

 

 

Die Krise nach dem 1. Weltkrieg in Deutschland/Europa 1920-1923

 

Anders als nach dem 2. Weltkrieg hatte die Deutschen nach dem ersten Weltkrieg weniger Glück.  Zwar dachte man auch damals an den Wiederaufbau, krempelte die Ärmel hoch und arbeitete von früh bis spät, aber es nützte alles nichts, denn Deutschland hatte sehr hohe Reparationszahlungen und Schulden zu bedienen, die einfach in der Höhe nicht zu schultern waren.

Die junge Demokratie kam dadurch in immer größere Schwierigkeiten,  und  - es sah so aus - entschied sich letztlich- um einen Abstieg in die Rezession zu vermeiden – dazu, es mit geordneter Inflation zu versuchen. Bisher glaubte auch ich: Man war sich damals durchaus der Gefahr bewusst, aber man ahnte nicht, dass sich die Inflation keineswegs als beherrschbar erweisen würde, sondern alsbald in eine Hyperinflation übergehen würde. 

Heute wissen wir:  die Gelddruckmaschine kann man jederzeit anhalten. Eine nicht mehr beherrschbare Inflation gibt es nicht. Zum zweiten wissen wir, dass die deutsche Regierung schon 1913-1914 die Goldbindung für die Reichsmark aussetzte und dann sofort mit der Gelddruckerei begann.  Man hatte damals das Beispiel von 1870-1871 vor Augen, als man mit Frankreich Krieg führte und gewann.. und dann in der Folge hohe Reparationszahlungen von Frankreich bekam. 

Dieses mal spielte man ALLES oder NICHTS.  Würde man den Krieg gewinnen, dann würden der Erzfeind wieder bezahlen, oder man verlor den Krieg, dann würde die Deutschen ALLES verlieren. 

Als der Krieg dann verloren ging, führte die deutsche Regierung ihre Linie fort. Jetzt druckte man Geld um die Reparationszahlungen leisten zu können, forderte das Land aber gleichzeitig zum passiven Widerstand auf. Die Hyperinflation hätte leicht verhindert werden können und die totale Verarmung der Bevölkerung ebenfalls, wie das Beispiel Frankreich 1927 zeigt.  (In ähnlich prekärer Lage konnte hier der Franc gerettet werden) 

Aber zugleich verarmte Deutschland fast vollständig….  denn erst hatte man die Deutschen Sparer in Kriegsanleihen gelockt, dann aber nahm man Ihnen den Wert (die Kaufkraft)  der Anleihen völlig. Nun wurde durch die Hyperinflation auch jeder Rentenanspruch und alle verbliebenen Guthaben vernichtet.  

Es kam deshalb 1922-1923 zu einer völlig ungewöhnlichen Entwicklung:

Quasi über Nacht verloren die Deutschen alles Vertrauen in alles bare Geld, sowie in alle Sparbücher, Anleihen und damit in alle Geldwerte.(vergleiche meinen Artikel zu Sparbuch und Geldwerten)

Es setzte eine geradezu tragische Flucht ein: Jeder versuchte sein Geld irgendwie in einen Sachwert zu tauschen: in ein Grundstück, in ein Haus, in eine Währungen anderer Länder, in Gold, … ja sogar in Aktien. Aber die Flucht hatte keinen Erfolg! 99% der Deutschen verloren alles.  

Wie konnte es soweit kommen?

Erzählen wir die Geschichte nochmals aus einer anderen Perspektive:

Schon während des ersten Weltkrieges verschuldeten sich alle daran beteiligten Mächte enorm. Besonders auch Deutschland. Der deutsche Politiker Karl Helferich verkündete 1915,  dass ja "die Verlierer" die Zeche zahlen müssten. Helfrich forderte öffentlich die Verlierer auszuplündern.  Das bewahrheitete sich wirklich:  nur eben, dass Deutschland nun für alle Kriegsschulden der anderen Mächte bezahlen sollte.  Hochmut kam auch damals schon vor dem Fall.

So war Deutschland 1919 bereits durch die Aufrüstung so hoch verschuldet,  dass der Schuldenberg  riesig war. Wie riesig?

Das Deutsche Reich hatte 1918  – 7,4 Mrd Reichsmark eingenommen, aber 44 Mrd ausgegeben und von den Kriegsjahren zuvor noch ca. 90. Mrd Reichsmark Schulden.

Seit 1919 sollte nun Deutschland Reparationen bezahlen, die auf 132 Mrd. festgesetzt wurden. Mit einem Mal hatte der Deutsche Reich ungefähr das 8 fache des Bruttosozialproduktes an Schulden. Heute sind es bei uns ca. 60-80%, je nach Schätzung, allerdings nach der Corona-Krise dann deutlich mehr, mindestens das 1 fache. 

Das war zweifellos zuviel für die Wirtschaft und für Deutschland, in dem zugleich alle Maschinen und Produktionsstätten demontiert oder gleich abtransportiert wurden.

Dennoch zahlten die Deutschen, aber nur formell, in dem eben das Geld gedruckt wurde .Jedenfalls bis Oktober 1921.

Schon bis dahin aber hatte aber der Rest der Welt erkannt, was da ablief. Die Reichsmark verlor massiv gegenüber dem US-Dollar an wert.

Während sich das Briefporto von 1919 bis  Oktober 1921 “nur”  vervierfachte,  sank der Wert der Reichsmark zum Dollar bereits dramatisch. Um einen Dollar zu erhalten musste man vor dem Krieg  4,20 Reichsmark bezahlen,  1920 waren es 42 Reichsmark und im Oktober 1921 bereits 420 Mark.

Das bedeutete aber für einen Rentner, der 1919 mit 1000 Reichsmark noch eine 5 köpfige Familie ernähren konnte, dass er im Oktober 1921 bereits kaum selber satt wurde. Schon 12 Monate später war er bettelarm.

Dann kam die Rheinlandbesetzung, weil die französische Regierung eine fehlende Reparationszahlung festgestellt hatte und sofort das Rheinland besetzt hatte. Doch das versetzte die Deutschen in Protest: passiver und aktiver Widerstand brachte die wirtschaftlichen Aktivitäten stark zum Erliegen und die Deutsche Währung kollabierte nun absolut.

Kurz vor der Währungsreform:

  1. Bis zur Währungsreform am 15. November 1923 wird das Briefporto von 0,60 Reichsmark auf   10.000.000.000 Reichsmark steigen.
  2. Der Index der in Deutschland gehandelten Aktien stieg um 4,2 Millionen Prozent.  Die Aktie der Harpener Bergbau AG stieg  von 1000 auf  100  Billionen Reichsmark im Herbst 1923.
  3. Ein Dollar wird am Tag vor der Währungsreform 1923   4.200.000.000.000 Reichsmark kosten!

Kurz nach der Währungsreform:

  1. Am Tag nach der Währungsreform wird aus 10.000.000.000 Reichsmark für ein Briefporto  dann 1 Pfennig als neues Briefporto in der neuen Währung.
  2. Die Aktien behaupten sich die ersten Börsentage noch gut, werden dann aber 2 jahrelang absolut drastisch fallen. (die Flucht in sie war beendet) 
  3. Der Dollar kostet wieder 4,20 in der neuen Reichsmark nach der Währungsreform.

Diese letzten  2 Jahre vor der Währungsreform sind Jahre der totalen Verwirrung.  99% aller Menschen (auch die “ehemals” Reichen) verlieren dabei alles.  Der Neuanfang nach der Währungsreform beginnt für FAST alle  in bitterster Armut.

Doch mit Hilfe Amerikas und dem deutschen Fleiss folgen schon bald die “wilden 20er”, aber 1924 und 1925 waren schwarze Jahre für die Börse.  Die Börse fiel wie verrückt, denn nun musste die Aktien wieder zu Geld gemacht werden, die zuvor als Rettungsanker gekauft worden waren.

Doch noch ein paar Worte über die Verwirrung vor der Währungsreform: 

Jede Menge falsche Gurus traten auf.  (Ich erzähle ja immer von den neuesten, die es heute schon wieder gibt auf meinen Webinaren. ) Grundstücksschwindel, gefälschtes Geld, falsches Gold, echtes Gold mit 300% Gebühren als Aufschlag, falsche Diamanten, und gefälschte Grundschuldbriefe waren an der Tagesordnung. In Berlin stand ein Mann am Potzdamer Platz und verkaufte neue Geldscheine der Stadt Danzig (alles Fälschungen) , aber sie fanden reißenden Absatz. Die Verkäufer nutzten einfach aus, dass die Menschen Angst hatten und in Panik geraten waren. Biedere Familienväter machten Jagd auf Devisen, obwohl deren Besitz längst verboten war. Und das alles nur, um das Bargeld möglichst schnell loszuwerden.   Es war wie ein Kesseltreiben, dem sich praktisch niemand entziehen konnte.

Ich kann nur JEDEN warnen, in einer solchen Krise irgendetwas zu tun, ohne drüber zu schlafen, ohne einen guten Freund zu fragen, und sich niemals zu etwas drängen zu lassen.

Und ich wiederhole, was ich neulich bereits sagte:  Wer keinen Plan hat, was genau er tun will, wird diese Situation nicht erfolgreich bestehen.

Zusammenfassung: 

Der Rückblick in die "wilden Jahre" nach dem ersten Weltkrieg lehrt uns Einiges:

Das Szenario einer Hyperinflation ist nicht wirklich akut momentan.  Die Historie zeigt, dass es dafür eine drastische Wirtschaftsabschwächung oder politische Verwerfung bedarf:  Äußere Ereignisse bestimmen solche Krisen:

Krieg, die Rheinlandbesetzung,  plötzliche wirtschaftliche Einbrüche - immerhin: die Corona-Krise könnte eine schwere Verwerfung auslösen und die monetäre Situation in ähnliche Ausweglosigkeit treiben - zumindest für Europa betrachtet!

Auf äußere Ereignisse ist deshalb noch mehr zu achten, als auf die Notenpresse allein. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass wir deutlich höhere Inflationsraten sehen werden in den kommenden Jahren. Oft geht aber auch eine deflationäre Entwicklung voran.  Kommen dann solche Ereignisse wie der CoronaVirus hinzu,  wird das Szenario plötzlich akut. Darauf ist zu achten.

Sie brauchen deshalb einen Plan, der für alle Szenarien wirkt und funktioniert. Der SorgenFrei-Club hat einen solchen Plan. 

Grüsse Doc

 

 

Die Finanzkrise in 2007/2008 (oder: als die Sparbücher wackelten)  

Den Artikel finden Sie hier