Seit spätestens Mitte der 20er Jahre keimte die Hoffnung, dass nun, nach dem 1. Weltkrieg, endlich eine Phase des "ewigen Wohlstands" eintreten würde. Dabei bekam die Wallstreet die Rolle eines Ortes zugewiesen, zu der Menschen "pilgerten" um reich zu werden. In den späten 20er Jahre erfasste es sogar die Präsidenten selbst, die sich diesen Optimismus selbst dann zu eigen machten, wenn für sie politisch nichts mehr auf dem Spiel stand. Bei seiner Abdankung beschwor der scheidende Präsident Coolige im März 1929 (6 Monate vor dem Crash), die Aktien seien billig und die Zukunft rosig.
Mancher Reiche wunderte sich, dass ihre Chauffeure, Kammerdiener und Gärtner allesamt Aktionäre wurden, oft mit bereitwillig geliehenen Geld, mit der einzigen Sicherheit der Aktien selbst. Als die Aktien dann plötzlich fielen, mussten diese Menschen echtes Geld nachschiessen oder ihre Aktien verkaufen. Dies war der wesentliche Grund dafür, dass die Kurse immer weiter fielen. Aber auch die Unternehmen selbst hatten Teile ihrer Firmengelder in Aktien investiert und auch dies nicht selten auf Pump. Und wer das nicht getan hatte, war dennoch oft an Firmen beteiligt, die es getan hatten, oder in Investmenttrusts engagiert, die es getan hatten. So erklärt sich, dass die Kurse bis 1932 immer weiter fielen, sogar bis zudem Kurs mit dem der Dow Jones Index 1896 gestartet war - auf 41 Punkte. So euphorisch sich die Stimmung aufgebaut hatte, so verwandelte sie sich in den den Jahren nach dem Crash in ihr Gegenteil.
Man zog Konsequenzen aus diesem Crash: Große Investmenttrusts dürfen keine Kredite mehr aufnehmen (leider hat man einen Weg gefunden das zu unterlaufen) , der Dow Jones wird stundenweise ausgesetzt, wenn er zu viele Punkte fällt (hatten wir zwei Mal seit Jahresanfang 2020) und Überkreuzrisiken werden heute deutlich mehr beobachtet. Insbesondere der Privatanleger darf heute seine Aktien nur noch mit höchstens 80% des Wertes beleihen. Was man vom Crash 1929 lernen kann ist vor allem eines: Wenn viele im Markt investiert sind, die unter bestimmten Bedingungen verkaufen müssen, dann nimmt nicht nur die Börse schaden und crasht, sondern sogar die Wirtschaft und Konjunktur.
Es sollte viele Jahre dauern, bis die Weltwirtschaftskrise überwunden wurde. Eigentlich erst mit dem 2. Weltkrieg.
Es sind viele schlaue Bücher darüber geschrieben worden, die nach den Ursachen der "Großen Depression" geforscht haben. Eines der berühmtesten ist das von Milton Friedmann. Er arbeitete heraus, dass es ein fataler Fehler war, dass die FED damals nicht die Geldschleusen geöffnet hat und den Markt mit Liquidität versorgt hat. Stattdessen versuchte man den Goldstandart einzuführen und harte Sparprogramme durchzuführen. Als man diese Politik änderte, war es offenbar zu spät.
Wie Sie in diesen Tagen des Jahres 2020 sehen können, sitzt diese Lektion tief. Die FED versucht nun schon seit der Finanzkrise 2007/2008 den Markt mit Geld zu fluten und die Zinsen wurden immer wieder gesenkt. Seit dem Ausbruch der CoronaKrise wird dies erneut alles massiv angewendet. Trump geht sogar einen Schritt weiter und hat sich für "Helikoptergeld" entschieden: Jeder Amerikaner erhält 1200 Dollar!
Allerdings ist nicht ganz klar, ob das wirklich der auslösende Moment der "Great Depression" ist. In einem ähnlich gelagerten Fall wie an der Wallstreet 1929 kam es 1990 in Japan zu einem vergleichbaren Crash. Auch hier waren die Unternehmen selbst mit zahlreichen Überkreuzbeteiligungen mitten in den Aktiencrash geraten und da dort ein riesiges Geflecht gegenseitiger Bürgschaften - Banken, Unternehmen und die Regierung hatten sich jeweils jeder bei jedem verbürgt und beteiligt, so kam es zu einem tiefgreifenden Zusammenbruch des Systems als die Aktienkurse an der Börse in Tokyo in den Keller sausten. Die Ausgangslage war also der von 1929 durchaus ähnlich. Aber obwohl die Regierung und die Notenbank zügig den Markt mit Liquidität (es kam also zu zwei kurzen Unterbrechungen) versorgten, entwickelte sich der Crash von 1990 ebenfalls zu einer grausamen und langwierigen Rezession, die heute - 31 Jahre später - immer noch nicht überwunden ist.
Kurzfristig positiver ist jedoch der Erfolg dieser Maßnahme (der Liquiditätsschwemme) nach der Finanzkrise 2007/2008 zu sehen. Alan Greenspan gelang es, vor allem die amerikanische Wirtschaft vor eine Rezession zu bewahren, obwohl es sich auch bei der Finanzkrise im Folge der Pleite von Lehman Brothers eindeutig um ein Problem der Überkreuzbeteiligungen handelte. Es waren zwar NUR die Banken, Versicherer und Investmentfonds weltweit in die Euphorie geraten, aber man hat sich letztlich mit Hilfe der unterwanderten Ratingagenturen in eine gigantische Menge wertloser Verbriefungen hineingesteigert (Sup-Prime-Papiere) , aber sich dazu auch gegenseitig verbürgt und gesichert.
Dennoch konnte in diesem Fall (bisher) die anschließende Rezession/Depression vermieden werden. Aber wie das Beispiel Japan zeigt, kann das durchaus noch kommen. Denn hier war das Tief im Jahr 2000, also 10 Jahre nach eigentlichen Crash.